Die „Weinkultur in Deutschland“ wurde am 19. März 2021 von der Kulturministerkonferenz auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
DEUTSCHLAND (Bodenheim) – Wie so einiges andere haben wir auch den Anbau von Weinreben hierzulande den Römern zu verdanken, die vor etwas mehr als 2.000 Jahren die Weintradition entlang der Flussregionen vor allem im Westen des heutigen Deutschland begründeten. Funde in verschiedenen Regionen der Welt bezeugen, dass bereits von 100 Millionen Jahren mehrere Arten von Wildreben wuchsen. Einige Hochkulturen in den heutigen Regionen von Israel und Ägypten kultivierten längst bevor die Römer nach Norden vorstießen die für den Weinbau geeignete Wildrebe „Vitis Vinifera“. Funde belegen, dass vor rund 8.000 Jahren in Mesopotamien Trauben zu Wein gepresst und vergoren wurden.
Heute fusst der deutsche Weinbau auf teils jahrhundertalte Traditionen. Einige Familien, zu ihnen gehört auch der ehemalige Adel, können auf teilweise bis zu 1000 Jahre Weinbau zurückblicken. In den heute 13 deutschen Anbaugebieten – teils gehen sie ineinander über, teils sind sie regional alleinstehend – sind rund 103.000 Hektar Rebflächen kultiviert – ein Zuwachs von rund 8,4 Prozent seit 1990. Alle Gebiete zusammen produzieren rund 9 Millionen Hektoliter Wein, etwa 5,9 Prozent mehr als noch 1990. Von dieser Menge entfallen 66,2 Prozent auf die Weisswein- und 37,3 Prozent auf die Rotweinproduktion.
Deutsche Weine sind vielfältig im Geschmack und zeugen von verschiedenen Terroirs. Schlaue Köpfe haben in vergangenen Zeiten Reben gekreuzt oder auch neue Sorten kultiviert, zur Reife und zum Genuss gebracht. Wer in die Historie des deutschen Weinbaus einsteigen möchte, dem sei ein Besuch des Weinmuseums in Speyer, des Moselweinmuseums in Bernkastel-Kues oder des Deutschen Weinbaumuseums in Oppenheim empfohlen. Aktuell muss der Deutsche Weinbau den Herausforderungen des Klimawandels begegnen und parallel in Zeiten der Corona-Pandemie Einbußen im Export und Absatz im eigenen Land verkraften.
Aufnahme ins Kulturerbe
Längst war es an der Zeit, dass die Weinkultur in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe anerkannt und ausgezeichnet wurde. Der Antrag, der von der Deutschen Weinakademie (DWA) im Oktober 2019 beim zuständigen Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur eingereicht wurde, hatte nun Erfolg.
Das Expertenkomitee würdigt damit die Weinkultur in Deutschland als offene, lebendige und wandlungsfähige Traditionspflege, die gesellschaftlich stark verankert ist. In der Begründung wird auch hervorgehoben, dass die Weinkultur in Deutschland soziale, handwerkliche, kulturlandschaftliche und sprachliche Aspekte sowie zahlreiche Feste und Bräuche beinhaltet. Insbesondere in den Weinanbauregionen selbst würde die Weinkultur den Lebensrhythmus vieler Menschen prägen und hätte damit oftmals eine lokale, identitätsstiftende Wirkung.
Der Antrag der Deutschen Weinakademie wurde von Beginn an auch vom Land Rheinland-Pfalz durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau unterstützt und vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur beratend begleitet.
Statement der Deutschen Weinakademie
Darüber hinaus „sei die Deutsche Weinakademie aber vor allem auch für die Unterstützung so vieler Menschen, die die Weinkultur bundesweit aktiv mitgestalten, dankbar“, erläutert die Geschäftsführerin der Deutschen Weinakademie, Monika Reule. „Diese breite Unterstützung war sicherlich mit ausschlaggebend für den Erfolg der Bewerbung“, konstatiert Reule. „Wir sind überglücklich und freuen uns gemeinsam mit allen Trägern der Weinkultur in Deutschland riesig über diese Entscheidung. Damit wird die Leistung der Menschen, die die Weinkultur mit Leben erfüllen und weiterentwickeln, gewürdigt. Wir sind sicher, dass mit der Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes diese Leistungen für den Erhalt unseres Kulturgutes Wein und den Erhalt unserer Kulturlandschaften noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen.“