NEWSSachsens Weinbau wird noch roter

Sachsens Weinbau wird noch roter

Der Klimawandel macht es möglich und notwendig. Die vor allem aus dem Beaujolais bekannte Rotweinsorte Gamay soll auch in Sachsen heimisch werden. Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth pflanzte jetzt 6500 Stöcke und will in drei Jahren die erste Ernte einfahren.


DEUTSCHLAND (Radebeul) – Benediktiner- und Zisterzienser-Mönche machten eine zuverlässig ausreifende, hohe Erträge liefernde Rotweinrebe im 13. Jahrhundert im Burgund heimisch. Benannt wurde sie nach einem gleichnamigen Dorf an der Côte d’Or. Weil sie bald dem empfindlichen, aber im Export erfolgreichen Pinot Noir Konkurrenz machte, griff Herzog Philipp der Kühne von Burgund (1363-1404) zu einem unfairen Argument, bezeichnete Gamay als schädlich für die Gesundheit und die Traube als „unehrenhaft“. So wurde die Sorte aus der Bourgogne verdrängt, fand im Beaujolais eine neue Heimat und wurde von Mönchen sogar seinerzeit im deutschen Osten gefördert.

Während Gamay im Beaujolais heute rund 90 Prozent der Rebfläche belegt, hier aktuell eine fröhliche Renaissance feiert und die oft unsäglichen Primeur und Nouveau wieder vergessen lässt, ist sie aus deutschen Landen schon lang verschwunden. Da inzwischen internationale Sorten zumindest im Versuchsanbau möglich sind, kann auch der Gamay nach Jahrhunderte währender Abstinenz erneut ein deutsches Thema werden. Einen Anfang machte jetzt das sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul, das auf dem steilen Johannisberg auf mineralischem Untergrund auf 1,3 Hektar 6500 Gamay-Stöcke pflanzte.

Sonja Schilg, Chefin des Betriebes, nennt als Hauptgrund: „Wir wollen uns fit für die Zukunft machen. Deshalb befassen wir uns seit Jahren intensiv mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen für den Weinbau in Sachsen. Rotweine werden von den Veränderungen profitieren, ihre Bedeutung wird steigen.“ Rote Sorten sind bislang in Sachsen nicht sehr weit verbreitet; ihr Anteil liegt im Elbtal bei 18 Prozent; das sind knapp 100 Hektar. Die prozentuale Größenordnung entspricht auch der Fläche des Staatsgutes. Wichtigste Sorte ist dabei Spätburgunder (7,2 ha). Ein weiterer Neuling neben Gamay ist die pilzwiderstandsfähige Rebe Pinotin, eine in der Schweiz vorgenommene Züchtung von Pinot Noir mit Resistenzpartnern. Hier wurden in einer Flur in Diesbar-Seußlitz 3500 Reben gepflanzt. Die ersten Ernten von beiden Sorten sollten unter normalen Umständen 2024 fällig sein.

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