NEWSLizenz zum Trinken: Fitness führt zu mehr Alkoholkonsum

Lizenz zum Trinken: Fitness führt zu mehr Alkoholkonsum

Von diversen Studien ist bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Sport, mäßigem Alkoholkonsum und längerer Lebensdauer geben soll. Nun belegt eine neue Studie, dass Menschen, die sich mehr und regelmäßig bewegen, auch mehr alkoholische Getränke konsumieren. Fazit: Ein hohes Niveau an Fitness geht einher mit mäßigem bis starken Trinkgewohnheiten.


USA (Dallas) – Forscher des Cooper Institute in Dallas untersuchten Gesundheitsdaten von fast 40 000 Personen betreffend den Zeitraum zwischen 1988 bis 2019 und in der Altersgruppe von 20 bis 86 Jahren, die anlässlich ihrer Vorsorgeuntersuchungen erhoben wurden. Das Durchschnittsalter der Studie lag bei 45,9 Jahren, etwa zwei Drittel der Patienten waren Männer. Ziel der Studie war herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Sport, Alkoholkonsum und deren Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensdauer gibt. Die Studie namens „Cooper Center Longitudinal Study“ wurde im „Medicine & Science in Sports & Exercise“ veröffentlicht.

Um die Patienten zuerst in Gruppen mit geringer, mittlerer und hoher Fitness einzuteilen, wurde deren Sauerstoffverbrauch auf dem Laufband sowie davor und danach im Ruhezustand gemessen. Deren Alkoholkonsum ermittelte ein Fragebogen, um klinisch relevantes Trinkverhalten auch hinsichtlich Abhängigkeiten zu erfassen. Der Konsum wurde definiert: leichter Alkoholkonsum (drei oder weniger Gläser pro Woche), mäßiger Alkoholkonsum (mehr als drei und bis zu sieben Gläser für Frauen und mehr als drei und bis zu 14 Gläser für Männer) und starker Alkoholkonsum (mehr als sieben Gläser für Frauen und mehr als 14 Gläser für Männer).

Der „Lizenzierungseffekt“

Die Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis: fittere Studienteilnehmer neigen eher zu Alkoholkonsum. Bei Frauen mit mäßiger Fitness war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mäßig oder stark tranken, 1,58 Mal höher als bei Frauen mit geringer Fitness. Und bei Frauen mit hoher Fitness war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mäßig oder stark tranken, 2,14 Mal höher. Bei Männern mit mäßiger Fitness war die Wahrscheinlichkeit, in die Gruppe des mäßigen oder schweren Alkoholkonsums zu fallen, 1,42-mal höher, und bei Männern mit hoher Fitness war die Wahrscheinlichkeit, mäßig oder stark zu trinken, 1,63-mal höher als bei Männern mit geringer Fitness.

Trotz erhöhter Wahrscheinlichkeit, mehr zu trinken, litten Männer, die als fitter eingestuft wurden, seltener unter Alkoholabhängigkeit. Bei den männlichen starken Trinkern lag die Wahrscheinlichkeit einer Alkoholabhängigkeit bei Personen mit geringer Fitness bei 45,7 Prozent, während sie bei Personen mit mäßiger Fitness bei 41,7 Prozent und bei Personen mit hoher Fitness bei 34,9 Prozent lag.

Die Studie kommt zum Fazit, dass Menschen mit höherem Fitnessniveau eine erhöhte Tendenz zum Alkoholkonsum aufweisen und erläutern die Beziehung zwischen Sport und Alkohol mit dem psychologischen Mechanismus, dem so genannten „Lizenzierungseffekt“. Dieser steht für das Erreichen von Zielen verbunden mit einem „Belohnungseffekt“, der scheinbar eine „Lizenz“ zum Trinken darstellt.

Hypothesen nicht ausreichend bestätigt

Kritiker halten dagegen, dass diese Hypothese erst durch weitere Untersuchungen belegt werden müsse. Auch die Autoren der Studie schränken ein, dass die Teilnehmer selbst ihren Alkoholkonsum angaben, was zu ungenauen Messungen geführt haben könnte – möglicherweise fühlten sich Teilnehmer mit höherer Fitness wohler dabei, ihre Trinkgewohnheiten mitzuteilen. Auch sagen sie, dass die Studienpopulation überwiegend weiß war und ein hohes Bildungsniveau aufwies. Weitere Untersuchungen seien erforderlich, um die ersten Hypothesen der Autoren zu bestätigen, schreiben sie abschließend.

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