Ein Gin von einem Ingelheimer Freundschafts-Quintett zeigt sich auf der großen Spiritiosen-Weltbühne von erstklassiger Seite: Gold für den „FÜNFUNDSECHZIGo7 Ingelheim Dry Gin“ beim World Spirits Award.
DEUTSCHLAND (Ingelheim) – In Ingelheim am Rhein wurde einst in die Weingeschichte eingegriffen. Der Sage nach hatte Karl der Große (747/8-814) als er gelegentlich mal wieder in seiner Pfalz in Ingelheim verweilte, an einem Frühlingsmorgen festgestellt, dass auf der gegenüberliegenden Rheinseite, da wo später Kloster Johannisberg entstehen sollte, der Schnee schneller weggetaut war. Also gab er die Anregung, in diesem offenbar klimatisch optimalen Hang Reben zu setzen.
Der Weinbau in Ingelheim kam ohne solche Impulse aus. Die 35 000-Einwohner-Stadt hat immerhin 640 Hektar unter Reben stehen, 329 Hektar entfallen auf rote Sorten. Deshalb gilt Ingelheim in Rheinhessen als „Rotweinstadt“. Was die Kommune och vorweisen kann, sind tüchtige Bürger, die sich mit Winzern gut vertragen. Ein solches Freundschafts-Quintett saß vor einigen Jahren beisammen und warf Ideen für neue Produkte in die Runde. Als da waren: Winzer Kristian Dautermann, der Brenner Heinz Dengel, Joachim Schweizer, aktiv bei der Lufthansa, Jörg Schweizer, Mitarbeiter des Deutschen Weininstituts (Handel und Gastronomie) und der unternehmerisch vielseitige tätige Thorsten Winternheimer.
Schnell entschlossen sprang man auf einen Trend-Zug auf: Gin sollte im Mittelpunkt eines gemeinsamen Start Up stehen.
Der Name war schnell gefunden: FÜNFUNDSECHZIGo7 Ingelheim Dry Gin. Was für Außenstehende etwas verwirrend klingen mag, ist für die Ingelheimer „Eingeborenen“ nur logisch: 6507 ist die alte Postleitzahl von Ingelheim und somit für die Gin-Macher eine Hommage an ihre Heimatstadt. Bis der erste Gin fertig war, ging reichlich Zeit ins Land. Die Botanicals mussten definiert und kombiniert werden. Testansätze waren zu destillieren. Schließlich standen Verkostungen an. Gut, dass man für alles einen Profi im Team hatte: Heinz Dengel ist Chef einer seit 1882 bestehenden Traditionsbrennerei. Und auch Winzer Kristian Dautermann hat durchaus eine Beziehung zu wohlschmeckenden Getränken mit Alkohol.
Der erste Dry Gin wurde sehr schnell verkauft. Nicht nur die Ingelheimer wurden zu Gin-Fans und labten sich an der Kombination mit Wacholder, Korianer, Johannisbeere, Holunder, Zitrus und Hibiskus. Der Gin kam unfiltriert in die Flaschen, er ist frei von Zucker und hat 47 % Vol. Alkohol. Der Preis von 35 Euro für 0,5 Liter wurde anstandslos akzeptiert. Inzwischen hat er einige Geschwister bekommen. Mit dem Zusatz von Schlehe kam eine rote Likör-Version auf den Markt (Sloe Gin). Nach zwölf Monaten Fassreifung war der Oaked Gin fertig. Und inzwischen gibt es noch einen FÜNFUNDSECHZIGo7 Wodka.

Was die Macher besonders freut, ist ein Erfolg bei einer Weltmeisterschaft! Der normale Dry Gin gewann Gold beim „World Spirits Award“. Den Wettbewerb rief der ehemalige österreichische Skirennfahrer Wolfram Ortner (61) 2004 ins Leben. Der Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre auf der großen Bühne oft im Vorderfeld von Slalom und Riesenslalom zu findende Ortner gründete 1989 in Kärnten eine Destillerie und animierte 15 Jahre später die Spirituosenmacher weltweit zur Teilnahme. Die Prämierung fand international Anerkennung.
Aktuell werden über 450 hochgeistige Produkte eingereicht, die gründlich von Verkoster-Profis unter die sensorische Lupe genommen werden. Gin boomt laut Ortner seit Jahren, etwa 90 Varianten wurden zuletzt aufgeboten. Nicht immer sind das individuelle Varianten, klagt der Veranstalter. Aber vom Ingelheimer Gin ist er sehr überzeugt. „Der ist wirklich gut“. Die Beschreibung der Juroren lässt das erkennen. „Viel frische Zitrusnoten im Dialog mit Wacholderbeeren, Grapefruit, Zitrone, Koriander, Pfefferminze, Lavendel, Zimtblüte, starke Wacholder-Basis, viel Ingwer, leicht ölige Schärfe, harmonisch, dicht und lang.“ 94 Punkte gab es am Ende für den Ingelheimer. Für Doppelgold (über 95 Punkte) reichte es nicht ganz. Aber das Ingelheimer Quintett hofft jetzt doch, dass „die Türen zur Weltbühne offen stehen“ und sie ihrer Stadt und Rheinhessen Ehre eingelegt haben.