NEWSEisiger Erfolg lässt manchmal auf sich warten

Eisiger Erfolg lässt manchmal auf sich warten

Seine Weine tragen seit 2011 das Ökolabel und sind zertifiziert vegan. Dahinter steckt Winzer Jochen Neher, der keine tierischen Erzeugnisse wie Gelatine, sondern Erbsenprotein bei der Weinbehandlung verwendet. Und jetzt gelang Neher, Inhaber des Weinguts Mohr aus Lorch im Rheingau, eines der ersehntesten und in Deutschland im Zuge der Klimaerwärmung recht seltenen Weinprodukte: Eiswein.


DEUTSCHLAND (Lorch) – Endlich war es so weit. Am Mittwoch, den 10. Februar konnte das Bio-Weingut Mohr in Lorch im Rheingau bei -10° Celsius den lang ersehnten Eiswein lesen. Im Dezember und Januar herrschte im Rheingau in drei aufeinander folgenden Nächten zwar mit -6,5 Grad Celsius eine ordentliche Kälte, aber für die Kategorie Eiswein nicht ausreichend. Eisweintrauben benötigen wegen ihres hohen Zuckergehaltes mindestens -7 Grad Celsius, um zu gefrieren.

„Jetzt hat es endlich geklappt!“, freut sich Neher, der in 4. Generation das Weingut Mohr führt. Er trommelte acht fleißige Lesehelfer zusammen und sie ernteten am frühen Morgen des 10. Februar die kostbaren Trauben. „Es war zwar bitter kalt, aber wir spürten die Kälte kaum, weil wir uns so sehr gefreut haben“, erzählt Neher. „Meine Frau Saynur hatte eine Rote-Linsensuppe zubereitet und außerdem Tee, womit unsere Helfer sich zwischenzeitlich aufwärmen konnten.“

Die gefrorenen Eisweintrauben wurden umgehend ins Weingut Mohr gebracht und der Pressvorgang gestartet. „Es dauerte einen Moment, dann lief der Saft erst tropfenweise, dann in feinen Fäden von der Kelter“, erzählt Neher. Nach rund vier Stunden dann das stolze Ergebnis: 100 Liter Riesling Eiswein aus der Lage Lorcher Schlossberg mit 216 Grad Oechsle. „Das ist das höchste Mostgewicht für einen Eiswein und das zweithöchste überhaupt für einen Süßwein in der über 145-jährigen Geschichte des Weingutes Mohr in Lorch“, sagt Neher.

Laut Neher wird der 2020er Eiswein frühestens im Mai/Juni in den Verkauf kommen. Wer nicht so lange warten möchte, dem kann mit einigen Flaschen aus dem Jahr 2018 geholfen werden. Damals gelang eine Eisweinlese bei -8,5 Grad Celsius. Die Trauben brachten ein Mostgewicht von 150 Grad Oechsle. Der 2018er Bio Riesling Eiswein zeigt intensive Noten getrockneter Aprikosen, reifer Quitten, Nuancen von Litschi, Honig und Dörrobst – für Liebhaber von Süßweinen eine Köstlichkeit.

Gute Saison für Eisweine

Wie das Deutsche Weininstitut heute mitteilt, haben am 10. und 11. Februar die Bergsträßer Winzer bei -11°C die letzten steinhart gefrorenen Souvignier gris-Trauben eingebracht. Im Rheingau waren neben dem Weingut Mohr auch die Weingüter Trenz und Spreitzer erfolgreich bei der Eisweinlese oder auch das Weinkontor Edenkoben in der Pfalz.

Insgesamt vier Mal fiel das Thermometer in dieser Eisweinlese-Saison unter die für die Eisweinlese erforderlichen minus sieben Grad-Marke, heißt es in der Meldung des DWI. Bereits Ende letzten Jahres konnten Weinerzeuger in der klaren Vollmondnacht zum 30. November 2020 in den Weinregionen Nahe, Mosel, Rheinhessen, Pfalz, Franken und im Rheingau bei frostigen Temperaturen erfolgreich gefrorene Eisweintrauben lesen. In Franken sank an diesem Tag das Thermometer für die Lese der edelsüßen Spezialität sogar bis auf -12°C. Die zweite und dritte Lese folgte im neuen Jahr am 11. und am 16./17. Januar, als Winzer vereinzelt bei bis zu -10°C gefrorene Weintrauben einbringen konnten.

Die Liste der diesjährigen Produzenten von Eiswein, vom DWI ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgestellt, finden Sie hier: „Weinerzeuger mit erfolgreicher Eisweinlese 2020/21

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