Ein Antrag der FDP-Fraktion zur Klärung von unterschiedlichen Daten vorheriger Jahre in Bezug zum 2020 vorgelegten Jahresbericht des Drogenbeauftragten der Bundesregierung folgten jetzt Antworten, wie einem Beitrag der DWA (Deutsche Weinakademie) zu entnehmen ist.
DEUTSCHLAND (Berlin) – Der am 26. November 2020 vorgelegte Jahresbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung unterschied sich nach Ansicht der FDP-Fraktion deutlich von den Berichten der vorherigen Jahre. Im Jahresbericht 2020 wurden auf nur noch 86 Seiten deutlich weniger Daten und Fakten veröffentlicht, monierte die FDP-Fraktion. Sie stellte daher der Bundesregierung eine Fülle von Fragen, die jüngst beantwortet wurden.
Die Fragesteller wollten unter anderem wissen, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf den durchschnittlichen Alkoholkonsum in Deutschland hat und wie sich die Verkaufszahlen der einzelnen alkoholischen Getränke (Wein, Bier, Spirituosen, Zwischenerzeugnisse, Alkopops) im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt haben.
Die Antwort der Bundesregierung lautet:
„Die gesellschaftlichen Auswirkungen auf Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit infolge der COVID-19-Pandemie sind derzeit noch nicht abschätzbar. Zurzeit laufen verschiedene Studien über den Konsum und eventuelle Änderungen des Konsumverhaltens während der COVID-19-Pandemie. Zum Alkoholkonsum liegen erste Erkenntnisse aus der COSMO-Studie vor. Danach hat sich bei der Mehrheit der Befragten (41,0 Prozent) der Alkoholkonsum seit Beginn des sogenannten ersten Lockdowns nicht verändert. 21,2 Prozent gaben eine Verringerung und 37,2 Prozent eine Erhöhung des Konsums an. 0,4 Prozent gaben an, erst während dieser Zeit mit dem Alkoholkonsum begonnen zu haben.“
Dies deckt sich weitgehend mit den Geisenheimer Studien zum Thema „Weltweit erste Untersuchung zu globalen Auswirkungen von Covid-19 auf den Weinsektor“. Lesen Sie hierzu das Interview der DWA mit Fr. Prof. Dr. Simone Loose.
Zur Fragestellung, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf die Prävalenzzahlen von Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit in Deutschland habe, erwidert die Bundesregierung, dass hierzu bislang keine abschließenden Daten vorlägen. Sie betont aber, dass Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit über einen längeren Zeitraum entstehen, insofern seien hier keine kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie zu erwarten.
Laut einer Analyse von Manthey, Kilian, Schomerus, Kraus, Rehm und Schulte (2020) zum Alkoholkonsum, sei seit Beginn der Pandemie im Mittel weniger Alkohol getrunken wurde. Der Rückgang des Konsums sei laut Analyse vor allem auf eine Reduktion der Gelegenheiten zum Rauschtrinken zurückzuführen.
Sechs Prozent der erwachsenen Deutschen trinken täglich Alkohol
Aus einer diesen Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Kölner Instituts Yougov ging hervor, dass rund sechs Prozent der Erwachsenen in Deutschland nach eigenen Angaben täglich Alkohol konsumieren. 19 Prozent konsumieren demnach mehrmals pro Woche Alkohol. Der Anteil derjenigen, die mehrmals im Monat Alkohol trinken, liegt bei 20 Prozent. Im Vergleich zu einer identischen Yougov-Befragung vor rund zweieinhalb Jahren gab es dabei nur wenig Bewegung. Der Anteil der täglichen Konsumenten blieb gleich. Die Zahl der Menschen, die mehrmals im Monat trinken, war 2018 drei Prozentpunkte höher.
20 Prozent der Teilnehmer, die bereits Alkohol tranken, taten dies nach eigenen Angaben erstmals im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren. 68 Prozent gaben an, im Alter von zwölf bis 17 Jahren erstmals Alkohol getrunken zu haben. 22 Prozent taten dies nach eigenen Angaben zum ersten Mal im Alter von mindestens 18 Jahren.
Für die Umfrage wurden zwischen dem 13. und 15. Januar 2021 knapp 2100 Menschen befragt. Die Ergebnisse sind nach Angaben des Instituts repräsentativ für die deutsche Bevölkerung im Alter ab 18 Jahren.
EU: Verbraucherpreise steigen – Aktionspläne gegen Alkoholkonsum
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind erstmals seit fünf Monaten wieder gestiegen. Wie die Statistikbehörde Eurostat ebenfalls am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte, erhöhten sich die Lebenshaltungskosten im Januar um 0,9 Prozent. Vor allem Deutschland trieb dabei die Aufwärtsentwicklung der Preise in der Währungsunion aus 19 Staaten an. Am stärksten verteuerten sich Lebensmittel, Alkohol und Tabak im Januar. Sie wurden 1,5 Prozent teurer. Dienstleistungen und Industriegüter kosteten Eurostat zufolge jeweils 1,4 Prozent mehr. Nur die Energiepreise sanken weiter, sie verringerten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,1 Prozent.
Im Rahmen des Aktionsplans gegen Krebs zielt die EU auch auf den Alkoholkonsum ab. „Das Bewusstsein für Alkohol als Risikofaktor für Krebs ist gering“, erklärte die Kommission. Deshalb befürworte sie auch dort Maßnahmen, die bei der „Erschwinglichkeit und Verfügbarkeit“ sowie bei Bewerbung und Etikettierung alkoholhaltiger Getränke ansetzten. Kommissionsvize Margaritis Schinas versicherte in einer korrespondierenden Erklärung (Zitat): „Wein und andere Alkoholika sind grundsätzlich Teil des ‚europäischen Lebensstils‘ und das will die EU nicht ändern.“