Peter de Bolla, Wine Steward am King’s College in Cambridge, hütet die Geschichte einer einzigartigen Universitätssammlung, die seit 1446 eine Quelle für außergewöhnliche Weine ist. „Unsere Sammlung bedarf größter Sorgfalt und man ist immer traurig, wenn rare Weine den Keller verlassen – ein Gefühl wie beim Verlassen der Kinder aus dem Elternhaus“ beschreibt Bolla seine persönliche Empfindung, wenn seltene Burgunder den Keller des King´s Collage verlassen.
ENGLAND (Cambridge) – Tief in einem Labyrinth dunkler, kühler Gewölbe unter dem King’s College – einem der geschichtsträchtigsten der 31 Colleges, aus denen sich die Universität Cambridge zusammensetzt – befindet sich eine legendäre Weinsammlung. Sie soll mehr als 50.000 Flaschen umfassen und existiert seit 1446, nachdem der Gründer des Colleges, König Heinrich VI., den Studenten eine Jahresrente von einem Pfund an französischem Wein, dem Äquivalent von 256 Gallonen, gewährt hatte.
Seither ist es die Aufgabe des Weinkellermeisters des Colleges, die Sammlung zu erweitern und zu bewahren und Weine aus dem Keller auszuwählen, die von zukünftigen Erzbischöfen und Akademikern, Premierministern und Präsidenten getrunken werden könnten. Seit dem frühen 20. Jahrhundert haben nur vier Personen das prestigeträchtige Amt des King’s College Wine Steward bekleidet. Heute hat Peter de Bolla, Professor für Kulturgeschichte und Ästhetik am College, dieses Amt inne.
„Die Leitung eines Weinkellers durch eine einzige Person bedeutet, dass man dem Weinkeller eine gewisse Form geben kann, und ich habe das Glück, dies nun schon seit fast 30 Jahren zu tun”, sagt de Bolla. Wein spielt eine wichtige Rolle in den Gepflogenheiten der Hochschule, an der die Studenten nicht nur für die Dauer ihres Studiums, sondern ein Leben lang eingeschrieben sind. Die Universität bietet den Studenten die Gelegenheit, verschiedene Weine aus dem Weinkeller kennenzulernen und zu probieren, von denen sie viele über den Butler der Hochschule erwerben können.
Christie´s versteigert rare Tropfen aus dem Keller des King´s College
Am 8. Juni wird Christie’s 45 Burgunder aus dem berühmten Keller des King’s College anbieten, die alle aus den legendären Weinbergen von Henri Jayer und seinem Neffen Emmanuel Rouget stammen. Sie wurden von de Bolla persönlich ausgewählt und gehören, wie er sagt, zu den außergewöhnlichsten Flaschen, die er während seiner Amtszeit als Wine Steward gesammelt hat.
Zu den Highlights gehören Weine aus zwei der besten Weinberge von Jayer und Rouget, Echézeaux – Schätzpreis für einen Karton 59.000 bis 82.000 Euro und Vosne-Romanée Cros Parantoux – Schätzpreis für einen Karton 28.000 bis 412.000 Euro. Dazu gesellen sich weitere Burgunder-Raritäten von Domaine Roumier, Domaine Coche-Dury, Domaine de la Romanée Conti, Armand Rousseau und Domaine Leflaive.
Auch Whiskys wie die extrem seltene Bowmore 1964 Trilogy (Schätzung: 59.000 bis 82.000 Euro) und ein Set mit sieben Whiskys von Royal Salute stehen zur Versteigerung an. Dieses Set ist von der umfangreichen Broschen-Sammlung von Königin Elisabeth II inspiriert und wird zur Feier des Platinjubiläums der Königin angeboten (Schätzung: 117.000 – 176.000 Euro). Dabei handelt es sich um eine von nur 21 Abfüllungen, die in handgefertigten Dekantern aus Dartington-Kristall in Präsentationsboxen geliefert werden, die den persönlichen Stil der Königin widerspiegeln.
Gegenüber der Presse betont Christie’s, dass die extrem raren Weine und Spirituosen die beste Herkunft und den besten Zustand aufwiesen und bewerten die Versteigerung „als wahrscheinlichen Höhepunkt der diesjährigen Saison“.