Ab Ostersonntag greifen die von China beschlossenen Antidumping-Zölle von 116,2 Prozent bis 218,4 Prozent auf australischen Wein. Die Maßnahme ist vorerst für einen Zeitraum von fünf Jahren festgesetzt. Hintergrund ist Australiens Aussage, dass der Ursprung des SARS-CoV-2 in China lokalisiert sei, was China vehement bestreitet.
CHINA (Beijing) – „Chinas Anti-Dumping-Maßnahmen gegen australischen Wein wurden in Übereinstimmung mit den Regeln der Welthandelsorganisation und den chinesischen Rechtsverfahren durchgeführt, da die Untersuchungen zeigten, dass das Dumping australischer Weine der heimischen Weinindustrie erheblichen Schaden zugefügt hat“, wird Gao Feng, Sprecher des Handelsministeriums in chinesischen Medien zitiert. Mit dieser Aussage soll wohl die Rechtmäßigkeit der drastischen Maßnahme belegt werden.
In der Entscheidung des Ministeriums heißt es, dass australische Weine „subventioniert und zudem noch unter dem Marktwert“ verkauft worden seien, was zu einem „erheblichen Schaden für die heimische Weinindustrie“ geführt habe. Ab jetzt „müssen Weinimporteure von australischen Weinen die entsprechenden Steuern an die General Administration of Customs zahlen“, so das Ministerium.
Schon im August 2020 begann das Handelsministerium aufgrund einer Anfrage bei der Alcoholic Drinks Association (CADA) entsprechende Untersuchungen. Die CADA behauptete, dass die Importe von Weinen aus Australien in den letzten Jahren zu sinkenden Preisen erfolgten und damit die heimische Weinindustrie schon über einen längeren Zeitraum bedrohten. Genauer untersucht wurden Volumina bis zu zwei Literflaschen für Importe bis ins Jahr 2015 zurück. Dabei fiel auf, dass in der Zeit von 2015 bis 2019 die Quantität der Importe um 113 Prozent gestiegen war, während die Importpreise um rund 13,5 Prozent fielen und außerdem, dass der Marktanteil australischer Weine auf dem heimischen Markt um knapp zehn Prozent gestiegen war.
Anscheinend verlorenes Exportland
Laut dem Branchenverband Wine Australia sei China ab 2019 nicht nur das wichtigste Exportland für australische Weine bezüglich Quantität, sondern auch wertmäßig der absolute Top-Exportmarkt. Die Gesamtzahl der Konsumenten in China, die importierten Wein aus Australien bis dato trinken, „habe sich bis 2020 auf 52 Millionen gesteigert“, was fast „einer Verdoppelung zum vorherigen Berichtsjahr“ bedeuten würde. Außerdem würden von den chinesischen Bulkwein-Importen 40 Prozent auf australischen Traubenwein entfallen, so der Verband.
„Das Urteil hat einen signifikanten Einfluss auf große australische Weinhändler wie Treasury Wine Estates. Im Zuge der Strafzölle müssen wir das Ausmaß der Auswirkungen auf kleinere lokale Weingüter erst einmal beobachten. Wir haben kaum Einfluss auf chinesische Importeure, denn sie können ohne große Probleme ähnliche Weintypen aus anderen Ländern importieren“, heisst es seitens Wine Australia.
Der Kommentar
Seit längerem brodelt es in politischen und wirtschaftlichen Kreisen zwischen China und Australien. Für Australien ist China ein schnell zu erreichender und zudem riesiger Markt. Nebenbei hat die australische Weinindustrie in der letzten Dekade Unsummen in den Weinmarkt gesteckt, um in China nicht nur Fuß zu fassen, sondern dort auch zum führenden Weinimportland aufzusteigen. Ziel erreicht, hieß es noch im letzten Jahr auf australischer Seite. China dagegen braucht Rohstoffe aber auch Getreide aus Australien. Eigentlich brauchen beide einander.
Dass sich jetzt gerade der Streit um den Wein dreht, ein eher Stellvertreter-Produkt, ist darin begründet, dass China Australien nicht verzeihen will, dass die Politik in Down Under behauptet, der Ursprung des SARS-CoV-2 sei in China lokalisiert. Und so glaubt China, Australien mit Strafzöllen für Weinimporte am empfindlichsten treffen zu können. Eigentlich ein Benehmen auf niederem Niveau. Nun ist es nicht leicht, mit China in einen Dialog zu treten. China ist sehr bedacht auf die Durchsetzung eigener Ansichten und Kritiker haben schlechte Karten. Für die Australier wird es nicht leicht, diesen Streit beizulegen. Jedenfalls ist die Politik gefragt – durch wirtschaftliche Maßnahmen kann man China kaum zum Einlenken bewegen.