NEWSAuch die Châteaux La Gaffelière und Croque-Michotte verlassen Saint Émilion-Klassifizierung

Auch die Châteaux La Gaffelière und Croque-Michotte verlassen Saint Émilion-Klassifizierung

Eine neue Wendung in der Klassifizierung der Grands Crus von Saint-Émilion, die im September veröffentlicht gegeben werden soll, scheint den Zerfall der Émilion-Klassifikation zu zementieren: Château La Gaffelière, Premier Grand Cru Classé, kündigt über seinen Besitzer Alexandre de Malet Roquefort seinen Rückzug aus dem Verfahren an. Siehe auch unseren Vorbericht: „Saint-Émillon-Klassifikation: Wunderbares kollektives Motivationsinstrument


FRANKREICH (Saint-Émilion) – Seit sich in 2021 die Premier Grand Cru Classé A klassifizierten Châteaux Cheval Blanc, Château Ausone sowie Anfang 2022 auch das ebenso klassifizierte Château Angelus aus dem Saint-Émillon-Ranking (Classement de Saint-Émilion) verabschiedeten, kommt die Diskussion um die Klassifizierung nicht zur Ruhe. Jüngst zog sich auch Château La Gaffelière, vertreten durch Alexandre de Malet Roquefort, der heute die Geschicke des Familienbesitzes leitet und dabei auf über 300 Jahre Geschichte und neun Generationen zurückblickt, aus der Klassifikation zurück.

1.600 Jahre Geschichte von rekrutierten Amateuren ignoriert

Alexandre de Malet Roquefort stellt die Bewertungskriterien für die Klassifizierung 2022 sowohl hinsichtlich des Terroiransatzes als auch hinsichtlich der Verkostung der Jahrgänge in Frage und erklärte in dies in einer Pressemitteilung so: „Bezüglich der Bewertung unserer Weine wurde das qualitative Niveau unseres Terroirs im Besonderen angegriffen. Dies ist unverständlich, da sich unser Terroir seit Tausenden von Jahren bis auf eine kleine Parzelle mit 60 Ar, die wir für die Produktion von Weißwein neu kultiviert haben, nicht geändert hat. Und was die Verkostung betrifft, wo wurden wir offensichtlich von rekrutierten Amateuren beurteilt, die den Jahrgang 2013 höher bewerteten als die Jahrgänge 2018 und 2019. Vergleicht man Notierungen der Verkoster mit allen Bewertungen, die Château La Gaffelière seit mehreren Jahren von den größten, renommierten Weinfachleuten erhalten hat, ist uns dies völlig unverständlich.“

Die Rebanlagen von Château La Gaffelière liegen größtenteils auf dem Kalksteinplateau und den Hängen von Saint-Emilion. Deren Terroir, bekannt und anerkannt seit der gallorömischen Zeit, ist seit Beginn der Klassifizierung von Saint-Emilion im Jahr 1959 als Premier Grand Cru Classé anerkannt und wurde bisher nie in Frage gestellt.

Zur Entscheidung, die nun zum Austritt führte, erklärt Alexandre de Malet Roquefort weiter: „Wir hatten nie vor die Klassifizierung, mit der wir historisch verbunden sind, zu verlassen. Es ist nicht vergessen, dass mein Vater vor mehr als 65 Jahren zu ihrer Entstehung beigetragen hat. Aber jetzt werden wir angegriffen. Meine Geschwister und ich waren uns einig, dass wir uns nicht mit Leuten auseinandersetzen sollten, die 1.600 Jahre Geschichte ignorieren.“

Auch Château Croque-Michotte verabschiedet sich

Mit Châteaux Cheval Blanc, Ausone, Angelus und La Gaffelière fehlen der der Saint-Émilion-Klassifizierung renommierte Güter – die Klassifizierung bezieht sich auf die Unternehmen und nicht auf die Weine. Alle Abweichler argumentieren letztlich gleich. Dem schließt sich kürzlich auch noch Château Croque-Michotte an hat ebenfalls das damit angeschlagene Ranking verlassen. Das biologisch geführte Château mir 14 Hektar Rebanlagen war als Grand Cru bewertet, 1996 erhielt es die Wertung Grand Cru Classé.

Das für die Klassifikation zuständige Institut INAO (Institut national de l’origine et de la qualité) habe sich „in den Fehlern von vor zehn Jahren festgefahren: Es ist eine Klassifizierung von Unternehmen und nicht von Weinen, für Investoren und nicht für Verbraucher”, wird Lucile Carle, stellvertretende Geschäftsführerin von Croque-Michotte, in der französischen Presse zitiert. Bereits in 2012 hatte Château Croque-Michotte die Annullierung der umstrittenen Klassifikation beim Verwaltungsgericht eingeklagt, das Verfahren wurde aber abgewiesen.

Die Kritiker sind sich einig

Die Klassifizierung Saint-Émilion beurteilt die dazugehörenden Güter alle zehn Jahre, letztmalig in 2012. Doch mit der Einstufung für 2022 begannen die Diskussionen an Fahrt aufzunehmen, Unruhen und auch Streitigkeiten vor Gerichten waren die Folge. Zusammenfassend werden von Kritikern und den austretenden Betrieben die Kriterien des Rankings kritisiert. Den Verantwortlichen wirft man vor, „sekundäre Elemente“ wie Bekanntheitsgrad und Zuspruch von Publikum zu viel Raum zu geben und „primäre Elemente“ wie Terroir, Weinbewertungen, Weinqualität und Weinbau zu wenig zu berücksichtigen.

Als einziges noch verbleibendes Premier Grand Cru Classé klassifiziertes Gut für Saint-Émilion verbleibt Château Pavie – vorerst jedenfalls.

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